Das große Ganze
Die Kultur der Na‘vi
Selten hat mich ein Film so berührt wie der Avatar. Es war nicht in erster Linie die spannende Science-Fiction-Fantasy-Geschichte, die mich gefangen nahm. Vor allem faszinierte mich die Gemeinschaft der Na‘vi, die auf dem fernen erdähnlichen Planeten Pandora in Einklang mit der Natur, dem Universum und ihren Ahnen leben.
Genau so stelle ich mir das Netz aller Dinge vor, ein hochkomplexes Beziehungsgeflecht nach allen Richtungen und in allen Dimensionen. Die Seelen aller Wesen sind dort hineingeflochten. Gerne stelle ich mir die Seelen als leuchtende Knotenpunkte in diesem Netz vor.
Die Seele
Für einige ist sie der innerste Kern eines Wesens, zum Teil gleichbedeutend mit dem Geist im Gegensatz zum Körper. Für andere ist sie ein Synonym für das Unterbewusstsein oder das höhere Selbst.
Wie auch immer, die meisten von uns verstehen, was es heißt, die Seele baumeln zu lassen, etwas vom Grunde der Seele zu spüren oder zu wollen. Wir verständigen uns über alte und verwundete Seelen, fühlen uns angesprochen von den Konzepten der Seelenverwandtschaft und der Seelenfamilie.
Im Christentum ist sie der unsterbliche Teil des Menschen, der nach dem Tod heim zu Gott geht. (Vom Konzept der Hölle halte ich überhaupt nichts.) Homer, der Dichter der Ilias und Odyssee, brachte sie mit dem Lebensodem, der den Sterbenden durch den Mund oder eine Wunde verlässt, in Verbindung. Auch Pythagoras, Plato und andere griechische Denker beschäftigten sich mit der Seele. In ihren Texten finden sich Überlegungen dahingehend, dass die Seele von den Göttern erschaffen und das eigentliche unsterbliche Wesen des Menschen ist. Nach dem Tod, eventuell nach mehreren Wiedergeburten, kehrt sie zu ihrem göttlichen Ursprung zurück.
Das Faszinierende an all diesen Ideen ist, dass jedes Konzept von Seele nicht ohne den Bezug zu etwas Größerem auskommt.
Das große Ganze
Die Vorstellung, dass alle Wesen und gar alle Dinge beseelt sind, ist in der Menschheitsgeschichte nichts Neues. Es scheint so, als wären grundlegende Vorstellungen über die Zeit von Epoche zu Epoche transportiert worden, mitunter in etwas anderem Gewand, im Kern aber unverändert. Eine Lebenswelt geht ja nicht einfach unter, wenn neue Herren mit neuen Ideen die Macht übernehmen.
Als die Welt der Kelten ihrem Ende zuging, waren nicht wenige der ersten christlichen Priester in Irland, Wales, Schottland, Bretagne und Normandie Druiden oder Menschen aus dem Umkreis der Druiden. Man kann sich unschwer vorstellen, dass diese Multiplikatoren altes und neues Wissen miteinander verbanden. Die Sage von König Artus spielt in dieser Übergangszeit. Artus war bestrebt, das alte Wissen der Priesterinnen von Avalon und der Druiden, allen voran sein Lehrer Merlin, mit frühchristlichen Elementen zu vereinen.
Auch kennen wir den Trick von Eroberern, Traditionen der Besiegten in entschärfter Form und in einem besser passenden Gewand weiterhin zuzulassen. Man denke an Allerheiligen und Allerseelen. Der 1. November ist den Heiligen gewidmet, der 2. November den Verstorbenen. Die Kelten feierten am 1. November Samhain, um die Seelen der in diesem Jahr Verstorbenen in die Anderswelt zu geleiten. Leuchtende Kürbisfratzen sollten sie von den Häusern der Lebenden fernhalten. Das aktuelle kommerzialisierte Halloween ist nur ein entseelter Abklatsch.
Zurück zur All-Beseeltheit, die den Rahmen und gleichzeitig den Nährboden der Kultur der Na’vi, der Kelten und von vielen anderen bildet. Sie ist eine Art Netzwerk im Sinne eines All-Bewusstseins. Im Hinduismus sowie in anderen östlichen Glaubenssystemen wird von einem göttlichen Funken in allen Wesen ausgegangen, dem Atman, das aus derselben Substanz besteht wie das allumfassende Bewusstsein, dem Brahman, auch Weltenseele genannt. Nach vielen Leben kehrt das Atman zurück in das Brahman, von dem es von der Substanz her nie getrennt war. Da haben wir es wieder! Wir alle sind aus Sternenstaub!
Bei genauerem Hinsehen stellt sich das große Ganze in unterschiedlichen Glaubenssystemen als das wahre Zuhause der Seele dar.
Körper, Bewusstseinszustände, Schwingungsbereiche
Um darzustellen, in welcher Weise sich ein Wesen mit dem großen Ganzen verbinden kann, wurden in vielen Systemen Modelle erstellt. Wichtig ist es, sich noch einmal klarzumachen, dass ein Modell niemals den Ausschnitt der Wirklichkeit, um den es geht, vollständig wiedergibt. Ein Modell ist nicht vielmehr als eine Skizze, eine Denkhilfe.
Verbreitet ist ein Modell – sagen wir jetzt mal des Menschen -, das von mehreren Körpern ausgeht. Der stofflichste und unmittelbarste ist natürlich der physische Körper. Je nach Gusto erhalten die feinstofflicheren Körper ihre Bezeichnungen. Da gibt es psychische, astrale, mentale und andere. Entscheidend ist, dass jeder Körper in einem anderen Bereich schwingt.
An dieser Stelle verlassen wir die Vorstellung von den Körpern und wenden uns einem Modell zu, das von unterschiedlichen Bewusstseinszuständen ausgeht. Im sogenannten Tagesbewusstsein werden andere Ströme im menschlichen Gehirn gemessen als in den verschiedenen Schlafphasen, in der Meditation oder in der Hypnose.
Theta-Wellen werden gemessen, wenn das Unterbewusstsein sich meldet, beispielsweise bei Menschen in tiefer Meditation oder im Flow. Man könnte auch sagen: Die Seele teilt sich mit, sie verbindet das Tagesbewusstsein mit dem Bewusstsein des großen Ganzen.