WegBegleiter

Der Rückzugsort – eine geführte Meditation

(ca. 20 Minuten)

In entspannter, aufrechter Sitzhaltung und mit geschlossenen Augen nehmen Sie ganz bewusst ein paar tiefe Atemzüge. Einatmen ‑ Atem kurz halten ‑etwas länger ausatmen.

Stellen Sie sich vor, dass auf einem Dorfplatz ein Fest gefeiert wird. Sie stehen abseits neben einem Holunderbusch und beobachten das Geschehen. Um die Dorflinde wird getanzt. Alle Gerüche des Spätsommers strömen auf Sie ein.

Jetzt wenden Sie sich ab und gehen zum Dorfrand. Dort steht eine Linde, so alt und mächtig wir die auf dem Dorfplatz. Sie stellen sich unter den Baum und überblicken die Landschaft. Abgeerntete Felder. Wegraine mit Blumen: Mohnblumen, Kornblumen, Disteln, Schafgarben, Wicken. In der Ferne erkennen Sie gerade noch den Waldrand.

Sie folgen einem Pfad durch die abgeernteten Felder. Schauen Sie sich um. Was nehmen Sie wahr? Welche Blumen, Vögel, Insekten? Je weiter sie gehen, umso tiefer empfinden Sie eine Verbindung zu allem, was Sie umgibt. Ihre Wahrnehmung ist geschärft. Sie sind ebenso entspannt wie hellwach.

Zwischen stark duftenden Obstbäumen laufen Sie auf eine blühende Wiese zu. Der Weg steigt leicht an. Achten Sie auf Blumen, Tiere, Insekten, Gerüche.

Auf dem höchsten Punkt der Wiese schauen Sie sich noch einmal um. Hinter Ihnen: die Obstbäume, die Felder, das Dorf. Vor Ihnen liegt der Waldrand.

Jetzt gehen Sie auf einem schmalen Pfad in den Wald hinein. Schauen Sie sich um. Welche Bäume und Sträucher wachsen hier? Welche Tiere hören oder sehen Sie? Wie riecht es?

Nach einer Weile hören Sie das sanfte Plätschern von Wasser. Eine blau-grüne Libelle schwebt heran und verharrt einen Augenblick vor Ihrem Gesicht. Sie folgen dem Insekt und gelangen zu einer Quelle.

Schauen Sie sich um? Wie sieht es aus an diesem stillen Ort? Nehmen Sie mit allen Sinnen wahr. Gestalten Sie diesen Ort ganz nach Ihren Wünschen!

Jetzt setzen Sie sich auf einen Stein nahe der Quelle, schließen Ihre inneren Augen und atmen einige Male tief ein und aus. Dann öffnen Sie die Augen. Sonnenlicht spiegelt sich im Quellwasser vor Ihnen. Hat sich noch etwas verändert? Ist jemand bei Ihnen?

Nehmen Sie sich nun einen Moment Zeit, um nacheinander Folgendes zu tun:

  • Sie schöpfen etwas Wasser und benetzen damit Ihr Gesicht.
  • Wenn jemand bei Ihnen ist, unterhalten Sie sich, wenn Sie es möchten.
  • Sie schreiten ganz bewusst die Grenzen dieses Ortes ab. Ihr Ort – das ist die Quelle und die unmittelbare Umgebung. Machen Sie sich klar, dass nur Sie und, falls vorhanden, Ihre Gefährten sich innerhalb der Grenzen aufhalten können.

Dieser Ort des Rückzugs und der Kraft gehört Ihnen ganz allein. Sobald Sie die Grenzen abgegangen sind, blicken Sie sich noch einmal um und prägen sich alles ein, so gut es Ihnen möglich ist. Dann tun Sie, was noch zu tun ist. Vielleicht möchten Sie noch einmal Wasser schöpfen oder sich von jemandem verabschieden. Es liegt ganz bei Ihnen.

Die Libelle erscheint wieder, Sie folgen Ihr bis zum Waldrand. Nachdem Sie aus dem Wald hinausgetreten sind, laufen Sie ruhig, aber zielstrebig den Weg zurück, den Sie gekommen sind. Wiese. Obstbäume. Felder. Linde am Dorfeingang. Holunderbusch am Festplatz.

Nur kurz schauen Sie auf das Festtreiben. Dann schließen sie Ihre inneren Augen, atmen einige Male tief ein und aus.

In Ihrem Tempo kommen sie jetzt zurück in ihr Alltagsbewusstsein! Sie öffnen die Augen, bewegen Füße und Hände, recken und strecken sich. Sie sind angekommen.